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Pferdekopfnebel-Region IC 434 mit Spektral-Filtern

Pferdekopfnebel-Region IC 434 mit Spektral-Filtern

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Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

Pferdekopfnebel-Region IC 434 mit Spektral-Filtern

Nachdem ich von dieser Himmelsregion im Sternbild Orion kürzlich bereits eine SW-Aufnahme, welche aus Einzel-Bildern
mit H-Alpha- und H-Beta Filtern aufgenommen zusammengesetzt war, in die FC gestellt habe, heute nun das fertig erstellte Astrofoto in Farbe.
Insgesamt gingen letztendlich knapp 20 Stunden Belichtungszeit, ausschließlich mit Schmalband-Filtern aufgenommen, in dieses Astrobild ein.
(Mehr Details dazu wie immer weiter unten.)

Wir sehen die ca. 1500 Lichtjahre von uns entfernte und viele tausend Grad heiße Wasserstoff-Nebel Region mit der
Bezeichnung IC 434 und davor die berühmte Dunkelwolke "Barnard 33" (B 33), besser bekannt als der "Pferdekopfnebel" sowie links nebenan
der "Flammennebel" NGC 2024, manchmal auch als "Flammender Baum" bezeichnet.

Zur Orientierung und zum Auffinden am Firmament: Der helle Stern direkt rechts oberhalb des Flammennebels ist "Alnitak", das ist der
unterste (und östlichste) der drei Gürtel-Sterne im Sternbild Orion. (Eigentlich ist Alnitak ein 3-fach-Sternsystem. Das Foto zeigt einen der deutlich lichtschwächeren Begleiter direkt neben dem Hauptstern.)
Doch auch der mittlere Gürtelstern, "Alnilam", befindet sich noch auf dem Foto. Alnilam ist der helle Stern in der linken oberen Ecke dieses Bildes und sogar der hellste von den 3 Gürtelsternen des Orion. Der oberste (und am meisten westlich gelegene) Gürtelstern "Mintaka" liegt hingegen außerhalb des Bildes.

Wenn man das Bild gedanklich um 90 Grad im Uhrzeigersinn dreht, entspricht das der Nord (oben)-Süd (unten) Ausrichtung im Sternbild Orion.
Der gezeigte Himmelsausschnitt dieses Fotos ist etwa so groß, dass der Himmel-bedeckende Durchmesser des Mondes ungefähr 5 mal
in die schmale Bildseite dieses Fotos passen würde. (Die reale Ausdehnung ist natürlich um viele Dimensionen größer als ein paar mal der Mond-Durchmesser aneinandergereiht: Schon der Pferdekopf ist ca. 3 Lichtjahre groß. In vertikaler Richtung überdeckt das Foto bei Annahme von 1500 Lichtjahren Entfernung der Objekte
ca. 60 bis 70 Lichtjahre.

Die Farbgebung des Bildes habe ich wie folgt gewählt (offenbar relativ exotisch, denn man findet eher selten Astrofotos, die u.a. auch mittels
fotografischen Einsatzes eines H-Beta-Filters aufgenommen wurden):
Rot-Kanal: ausschließlich Aufnahmen mit H-Alpha Filter (also Licht mit einer Wellenlänge um 656,28 nm; in der Tat im roten Spektralbereich gelegen).
Blau-Kanal: ausschließlich Aufnahmen mit H-Beta Filter (also Licht mit einer Wellenlänge von ca. 486,13 nm ; -eigentlich liegt diese Spektrallinie
im blau-grünen Farbbereich, aber mit etwas mehr Tendenz in den blauen Bereich.)
Grün: ausschließlich Aufnahmen mit O-III Filter - (also Licht mit einer Wellenlänge von ca. 501 nm; - eigentlich ist das ebenfalls eine grün-blaue
Spektrallinie, jedoch gegenüber H-Beta etwas stärker ins Grünliche verschoben.

H-Alpha und H-Beta-Licht resultiert von den Licht-Emissionen des angeregten Wasserstoffs in der H-II-Region (die sgt. Balmer-Linien), O-III -Licht
kann von der der Strahlung des 2-fach ionisierten Sauerstoffs kommen. (Allerdings: Reflexionsnebel -Bereiche geben weißes Licht ab, welches insbesondere im kurzwelligeren (also auch noch im blauen und blaugrünen Farbbereich) besonders stark gestreut wird. Da sowohl der H-Beta- wie auch der O-III Filter Licht aus diesem Spektralbereich hindurchlassen, kann man ohne weitere Informationen zu berücksichtigen eigentlich nicht unterscheiden, ob die durchgelassenen Photonen von echten H-Beta- bzw. O-III Emissionen stammen oder eben einfach nur etwas Licht aus dem breitbandigen Spektrum von Reflexionsnebeln durchgelassen haben.)

Durch die von mir gewählte Farbkanal-Zuordnung entspricht das Bild relativ gut den natürlichen Astronebel-Farben im sichtbaren Spektrum und ist keine Falschfarben-Darstellung.
(Bei rein visueller Beobachtung sind die Farben jedoch wegen der Dunkel-Adaption des Auges nicht erkennbar. Alles wirkt dann (scheinbar) eher
Schwarz-Weiß bzw. grau. Erst Fotos hingegen zeigen uns die dominierenden Wellenlängen der Objekte in Form der korrespondierenden Farben.)

Anders als bei vielen Fotos des Pferdekopfnebels hier in der FC und im Netz sehen wir aufgrund meiner hier verwendeten Brennweiten von 331 bzw. 420 mm bei diesem Foto einen relativ großen Himmelsauschnitt der Region um den Pferdekopf-Nebel herum. So erkennen wir, dass hinter den helleren Regionen von IC 434 (das ist der tendenziell - aus Ueberlagerung von blau und rot- pink-farbige Streifen, in welchen der Licht-absorbierende Pferdekopfnebel hineinragt, ein noch deutlich ausgedehnteres H-II Gebiet existiert (weniger H-Beta-Intensität, daher nicht pinkfarben sondern tief rot). O-III Licht (oft ein Indiz für existierenden 2-fach ionisierten Sauerstoff hingegen tritt hauptsächlich nur im Bereich des Flammennebels auf, und ist hier dem ebenfalls recht intensivem H-II Licht überlagert.

Neben den H-Alpha- und H-Beta-Aufnahmen und den zusätzlichen Aufnahmen mit O-III Filtern
habe ich bei diesem Foto noch weitere Aufnahmen mit in das Foto verarbeitet, die ich zuvor ohne Reducer (und damit mit der natürlichen Brennweite des Teleskops von 420 mm ) durchgeführt habe.(Uebrigens auch ohne Flattener, da die Aufnahmen ursprünglich nur zu Testzwecken gedacht waren). Da diese Aufnahmen das Signal-Rausch-Verhältnis jedoch noch zusätzlich verbessert haben und im mittleren Bild-Bereich auch ohne Flattener ganz vernünftige Qualität zeigten, habe ich sie einfach mit in das Summen-Bild gestackt.)

Weitere Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:

Teleskop: TS-Optics PHOTOLINE 70/420 (TS-APO704), f_effektiv = 331 mm mittels Reducer TS-RED279, f/4.74
teilweise mit f = 420 mm (TS-APO704 ohne Reducer, ohne Flattener), f/6
Montierung: Cel. AVX
Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: 7 nm H-Alpha (Baader), 8,5 nm H-Beta (Baader), 20 nm - O-III (TS-Optics)

Einzelaufnahmen (alle mit ISO 800):

Mit Brennweiten-Reduzierer (damit f = 331 mm):

mit H-Alpha-Filter (in Summe 7,4 h):
25 x 280 s 25 x 560 s 5 x 1120 s

mit H-Beta-Filter (in Summe 5,1 h):
27 x 280 s 19 x 560 s

mit O-III-Filter (in Summe 2,8 h):
15 x 280 s 41 x 140 s

Ohne Brennweiten-Reduzierer, (damit f = 420 mm):

mit H-Alpha-Filter (in Summe 3,3 h):
9 x 280 s 32 x 140 s 71 x 70 s

mit H-Beta-Filter (in Summe 1,3 h):
34 x 140 s

damit totale Belichtungszeit für dieses Foto: ca. 20 Stunden (15,3 h mit f = 331 mm sowie 4,6 h mit f = 420 mm)

Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4,
Aufnahmendaten: 30./31.12.2016, 19.01., 22.01. und 26.01.2017
loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN

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