Zurück zur Liste
Kalifornien-Nebel (NGC 1499) im Sternbild Perseus mit (modifizierter) Hubble-Palette

Kalifornien-Nebel (NGC 1499) im Sternbild Perseus mit (modifizierter) Hubble-Palette

128.373 34

Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

Kalifornien-Nebel (NGC 1499) im Sternbild Perseus mit (modifizierter) Hubble-Palette

Der Kalifornien-Nebel (NGC 1499) ist ein ca. 1000 bis 1500 Lichtjahre (unterschiedliche Angaben, je nach Literatur-Quelle) entfernter Astronebel im Sternbild Perseus. Mein heutiges Astrobild zeigt NGC 1499 in einem Bildausschnitt unseres Sternenhimmels von ca. 2,3 Grad x 3,5 Grad Sehwinkel. Der Kalifornien-Nebel mit seiner scheinbaren Ausdehnung von etwa 4 Grad x 0,6 Grad passt damit gerade gut in Richtung der Bild-Diagonale hinein. (Zum Vergleich: Der Vollmond würde in die Diagonale des Bildes 8 mal nebeneinander gestellt herein passen.)
Die wahre Ausdehnung dieser schönen Astro-Wolke, die sich im "Orion-(Spiral)-Arm" unserer Galaxis befindet, liegt in der Größenordnung von 100 Lichtjahren.

Zur Astrophysikalischen Betrachtung:
Das Leuchten des Kalifornien-Nebels erfolgt nach heutigem Wissensstand durch Anregung seiner Gase durch das (kurzwellige und damit energiereiche) UV-Licht des Sterns "Menkib" ( = "Xi Persei"), das ist der helle "dicke" Stern im oberen mittleren Bereich des Bildes. Dabei wird insbesondere Gas des Elements Wasserstoff in NGC 1499 zum Leuchten angeregt, was sich astrofotografisch gut mit "H-Alpha"-Filter nachweisen lässt. Denn wie bei vielen Emissionsnebeln handelt es sich auch bei NGC 1499 um eine besonders aus ionisierten Wasserstoff bestehende sogenannte "H-II- Region". Auf vielen Astrofotos erscheint dieses berühmte Astro-Objekt daher häufig als intensiv rot leuchtender Nebel, da die charakteristische Spektrallinie (H-Alpha) im roten Spektralbereich bei ca. 656 nm Wellenlänge liegt. Bei meinem Bild habe ich mich bei der Farbzuordnung jedoch für die sogenannte (in meinem Fall etwas modifizierte, s.u.) "Hubble-Palette" entschieden:
Neben dem seiner Wellenlänge entsprechend rot erscheinenden H-Alpha-Licht weist der Nebel nämlich noch relativ starke Intensität bei der sogenannten S-II Spektrallinie auf, welche auf ionisiertes Schwefel-Gas zurückzuführen ist.
Das "Problem", um die beiden Elemente deutlich zu unterscheiden: die Wellenlängen von H-Alpha und S-II Licht liegen beide im für das menschliche Auge roten Spektralbereich und außerdem auch noch sehr dicht beieinander (656 nm für H-Alpha gegenüber 672 nm für S-II) so dass sich ihre echten Farben daher nicht mit dem bloßen Auge unterscheiden lassen. Um die vorwiegend durch Wasserstoff (H-II) geprägten Regionen von den vorwiegend auf ionisierten Schwefel zurückzuführenden Bereiche nun trotzdem optisch zu trennen, bedient man sich in der Astrofotografie gerne der Zuordnung der verschiedenen Wellenlängen über (Falsch-) Farben, die das menschliche Auge gut auf Bildern auseinanderhalten kann. Benannt nach einigen berühmt gewordenen Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops wird hierbei eben gerne zur sogenannten "Hubble-Palette" gegriffen. Bei dieser findet folgende Zuordnung statt:
GRÜN: für Aufnahmen mit H-Alpha-Filter,
ROT: für Aufnahmen mit S-II und dann noch
BLAU: für Aufnahmen mit O-III Filtern. (O-III zum Nachweis von ionisiertem Sauerstoff. Letzterer ist beim Kalifornien-Nebel jedoch im Vgl. zur H-Alpha und zur S-II -Intensität ziemlich lichtschwach.)

Bei der Bildbearbeitung meines Kalifornien-Nebels habe ich die strikte Zuordnung über diese Hubble-Palette jedoch etwas modifiziert, indem ich die Aufnahmen mit H-Alpha-Filter nicht nur dem Grün-Kanal sondern ebenfalls AUCH dem blauen Farbkanal zugeordnet habe. Mein Eindruck war, dass ich (bei DIESEM Astroobjekt und speziell bei meinen in DIESEM Fall gewonnenen jeweiligen Gesamtbelichtungszeiten der 3 verschiedenen Spektralfilter) noch etwas mehr Unterscheidung der unterschiedlichen Elemente und deren Intensitäten sichtbar machen konnte, als es mir zuvor bei der Zuordnung über die "reine" Hubble-Palette gelungen ist. Effektiv lassen sich die resultierenden Farben in meinem Bild nun in etwa folgendermaßen zuordnen und interpretieren (bitte nur als Tendenz und nicht streng wissenschaftlich verstehen):

BLAU: vorwiegend O-III-Licht, quasi kein oder extrem wenig Wasserstoff (H-Alpha) oder Schwefel (S-II) -Anteil
BLAU-GRÜN : vorwiegend Wasserstoff-Region, kein oder kaum merklicher O-III-, kein Schwefel- Anteil
GELB: Zusammensetzung aus sowohl starken Wasserstoff-Anteil (BLAU-Grün) und ebenfalls recht intensive leuchtendem Schwefel-Gas (ROT), eher kein oder sehr wenig O-III
ORANGE: wie bei Gelb, wobei jetzt allerdings der rot dargestellte Schwefel-Anteil (S-II) sogar dominanter ist gegenüber dem Wasserstoff-Anteil
ROT/VIOLETT: vorwiegend dominiert durch S-II-Licht (Schwefel), so dass dieses gegenüber H-Alpha (Wasserstoff) und gegenüber O-III Anteilen deutlich überwiegt

Die Aufnahmen mit H-Alpha und S-II Filter sowie ein großer Teil der Aufnahmen mit O-III Filter habe ich mit der astromodifizierten SONY NEX 5 gemacht, die mir FC-Mitgleid und Astro-Fan
Stephan Reinhold freundlicherweise überlassen hat. (Auch an dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank dafür an Stephan !). Ein Teil der O-III Aufnahmen habe ich anschließend aber auch noch mit meiner unmodifizierten CANON EOS 760 d gewonnen, um diese Aufnahmen ebenfalls mit in das Summenbild zu stacken, da die 760d im Fall der Aufnahmen mit O-III Filter eine doch noch um ca. Faktor 2 bessere Sensitivität (Signal-Rauschverhältnis "SNR") hat als die astromod. NEX 5. Für die Aufnahmen mit H-Alpha- und S-II Filter hat sich die modifizierte NEX 5 jedoch als absoluter SNR-Gewinn gegenüber meiner unmodifizierten EOS 760d erwiesen. (Siehe auch das Ergebnis und die Anmerkung dazu bei meinem vorherigen Astrobild des "Herznebels" hier in der FC. )

Weitere Infos zur Aufnahme-Ausrüstung und zu den Einzelaufnahmen:
Teleskop: TS-APO 704, Brennweite 331 mm (mittels Reducer TS-RED279, f/4.74)
Gesamtes Gesichtsfeld: 2,3 x 3,5 Grad (entspricht einer scheinbaren Brennweite von ca. 390 mm bezogen auf APS-C-Sensor der EOS 760d)
Montierung: Cel. AVX, Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2, Kameras: unmodif. CANON EOS 760d UND astromodif. SONY NEX 5
Filter: 8,5 nm O-III(Baader), 7nm H-Alpha (Baader), 8 nm S-II (Baader)

Einzelaufnahmen:
Modif. Sony Nex 5, IS0 200, H-Alpha :
4 x 280 sec, 4 x 140 sec, 12 x 210 sec (gesamt: 1,17 Stunden)

Modif. Sony Nex 5, IS0 200, S-II :
29 x 280 sec, 33 x 140 sec, 1 x 290 sec (gesamt: 3,62 Stunden)

Modif. Sony Nex 5, IS0 200, O-III :
41 x 280 sec (gesamt: 3,2 Stunden)

EOS 760d (unmod.), ISO 1600, O-III:
20 x 280 sec (gesamt: 1,56 Stunden)

Gesamtbelichtungszeit: ca. 9,5 Stunden

Darks- und Flat-Korrektur, gestackt in Fitswork, bearbeitet in Fitswork und DPP4,
Aufnahmedaten: 15.01., 08.02, 13.02., 16.02, 17.02. , 19.03., 20.03.2018
loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN
Viel Freude mit diesem Astrobild sowie den Erläuterungen und LG, Dirk

Kommentare 34

  • Roman Dullek 5. Mai 2019, 16:19

    Das Weltall ist wunderschön und Du präsentierst es uns hervorragend . Ich bin begeistert. LG Roman
  • whl 14. März 2019, 13:49

    Das sind beeindruckende Fotos Dirks. Sich mit  dieser Materie zu befassen erfordert wohl eine Menge Geduld und die nötige Erfahrung.
    LG Werner whl
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 17. März 2019, 22:19

      Hallo Werner, vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob sowie für dein Folgen. Freue mich sehr darüber. Die angesprochene Erfahrung kommt mit der Zeit. Das mit der Geduld ebenfalls. (Wochenlanges - zumindest für Astrofotografie- ungünstiges Wetter ist ein sehr guter Lehrmeister, sich in Geduld zu üben :-) ). LG, Dirk
    • whl 18. März 2019, 13:30

      Ich wünsche Dir immer die entsprechende Geduld Dirk,
      LG Werner whl
  • Astrée 17. August 2018, 11:47

    *staun*
    wie geht sowas?
    *sprachlos bin*
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 25. August 2018, 22:29

      vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob. Freut mich sehr . Tja , wie geht so was ?:
      Hier mal die Kurzfassung der wichtigsten Zutaten:
      - eine Digitale Kamera (es kann aber muss keine (gekühlte) Astrokamera sein
      -eine Montierung mit Nachführung zum Ausgleich der Erddrehung
      -ein Computer mit entsprechender Software, um die ganzen Einzelaufnahmen übereinanderzulegen, damit ein möglichst optimales Signal-Rauschverhältnis entsteht 
      - ein paar Bücher zum Nachlesen und Aussuchen von interessanten Astroobjekten

      Alles Dinge, die man heutzutage (dank und seit es DSLRs gibt) auch als Normalsterblicher nutzen kann, um damit Bilder aus den Tiefen des Alls zu machen.
      Ach ja, die vermutlich wichtigste Zutat: eine möglichst hohe Frustrationsschwelle, wenn trotz anderslautendem Wetterbericht trotzdem kein möglichst klarer und dunkler (auch mondloser Himmel) mitgespielt hat  ;-).
      LG, Dirk
    • Astrée 1. Oktober 2018, 22:38

      vielen Dank für die ausführliche Erläuterung
  • Wolfgang Zeiselmair 29. Juni 2018, 21:13

    Ist doch immer wieder faszinierend was alles möglich ist! Bin schwer beeindruckt, von Deiner Ausdauer genau so wie vom Ergebnis.
    Servus
    Wolfgang
  • JOKIST 22. Mai 2018, 20:59

    Eine beeindruckende Aufnahmen zeigst du hier !

    Ingrid und Hans
  • Karl Böttger 18. Mai 2018, 7:28

    Wow, eine ganz starke Arbeit.
    LG Karl
  • Alexida 15. Mai 2018, 8:00

    ..TRAUMhaft schönes Bild..
    LG Nadja
  • Thomas Kast 11. Mai 2018, 19:47

    Faszinierende Aufnahmen machst du. Danke für die Infos!
  • Stephan Reinhold 11. Mai 2018, 14:27

    Tolle Arbeit, ein sehr schönes Foto ist Dir hier gelungen!!!
    :))) LG Stephan
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 13. Mai 2018, 22:19

      Lieber Stephan, recht herzlichen Dank für dein Lob und deinen Kommentar. :-) In dem Bild steckt, wie oben beschrieben neben O-III nur etwas über eine Stunde H-Alpha -Licht und ca. (nur) 3,5 h des deutlich schwächeren S-II Lichts. Was soll ich sagen ? : Ohne die mir von dir überlassene astromodifizierte Nex5 Kamera wäre das dieses Frühjahr (zumindest in dieser Qualität) mal nix mehr geworden !! Auch dafür nochmals ganz lieben Dank ! :-)) LG, Dirk
  • Zartbitter 4. Mai 2018, 21:29

    Die astronomischen Ausführungen kann ich nur mit Bewunderung zur Kenntnis nehmen. Für mich eine nahezu unbekannte Welt. Das Bild finde ich interessant.
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 13. Mai 2018, 15:01

      Vielen Dank für deinen bewundernden Kommentar. Ja, diese Welt ist durchaus vielen Mitmenschen unbekannt. Dabei ist das Faszinierende, dass es durchaus zu unser aller Welt gehört (na ja, jedenfalls zu unserem Weltall) und wir heutzutage selbst als Laien und Hobby-Fotografen solche Tausende (oder bei Galaxien Millionen) Lichtjahre von uns entfernte Objekte des Universums sichtbar machen können... . :-) . Viele Grüße, Dirk
  • forgotten Angel 3. Mai 2018, 21:42

    sehr schön abgelichtet !! Ein top Foto wenn man bedenkt wie viel Zeit man dort investiert !!
    Ich selber habe mich mit der Astrofotografie beschäftigt und auch selber Bilder gemacht und ich kann sagen, Hut ab und viel Respekt vor all Denen die sich dieser unglaublich schönen Sache angenommen haben. Leider habe ich im Augenblick nicht die Zeit dazu aber komme mit Sicherheit wieder darauf zurück.
    LG Thomas
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 13. Mai 2018, 14:49

      Hallo Thomas, vielen Dank für dein Lob, den Kommentar und die Fav. dieses Bildes. Freut mich sehr. Mit dem zeitlichen Aufwand ist das so eine Sache. Der ist schon recht hoch. Und wenn es am Wochenende mal für weitere Astro-Aufnahmen passen würde (weil man am anderen Tag nicht früh raus und zur Arbeit muss), spielt in unseren Breiten oft der Himmel wetterbedingt nicht mit. Aber dann kann man sich in aller Ruhe der Bildbearbeitung widmen, die oftmals nicht minder zeitaufwändig ist ... ;-) . Wünsche dir jedenfalls zukünftig auch wieder Zeit und schöne Gelegenheiten , sich diesem faszinierenden Hobby zu widmen. LG, Dirk
  • Thomas Wechsler 30. April 2018, 7:59

    Lieber Dirk ich gebe es zu: Ich bin neidisch! Erstens auf diese tolle Aufnahme und zweitens auf dein Wissen. Astrofotografie ist Etwas, das mich extrem fasziniert. Auf der einen Seite haben die Bilder für mich etwas mythisches und auf der anderen Seite steckt sehr viel Technik in diesen Aufnahmen. Ich finde Astroaufnahmen genau wegen dieser Kombination von Mythik und Technik so faszinierend. Und wenn dann das Resultat noch so schön ist: dann erst recht! Wirklich gut gemacht!
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 9. Mai 2018, 20:49

      Hallo Thomas, ich danke dir herzlich für deinen freundlichen Kommentar. Freut mich wirklich sehr, wenn dich dieses Bild- und dich auch allgemein Astrofotos - faszinieren. Und du beschreibst es eigentlich sehr passend, und trifft auch bei mir u.a. mit zu meiner Begeisterung für die Atrofotografie bei: Diese Kombination aus vielem, rund um dieses Hobby. (Nicht zu vergessen, die Schönheit des Universums- zumindest aus der Ferne ;-) Na ja, und allgemein halt die teilweise kaum vorstellbaren - aber eben doch naturwissenschaftlich belegten Dimensionen und Dinge rund ums Weltall ... :-) . Danke und LG, Dirk
  • Anke Egelseer 29. April 2018, 21:26

    phänomenal!!!! dieses astrofoto ist der absolute hammer. lg anke
  • homwico 29. April 2018, 18:21

    Wieder ein unglaublich tolles Bild !
    LG
    homwico
  • Andreas Krieter 29. April 2018, 15:43

    Sagenhaft was Du da zeigst und ebenso sagenhaft der Aufwand für solch ein Kosmisches Bild!!
    Viele Grüße von Andreas
    • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 2. Mai 2018, 20:58

      Hallo Andreas, recht herzlichen Dank für dein Lob und den schönen Kommentar. Ja, der Aufwand war auch diesmal wieder "sagenhaft" groß, wobei ich ja diesmal doch unter 10 Stunden Gesamtbelichtungszeit geblieben bin - aber eben verteilt auf relativ viele Abende mit jeweiligem Aufbau und dem ganzen drum rum ... . Freut mich umso mehr, dass dich das Bild begeistert. LG, Dirk