Herbst-Bote

Herbst-Bote

Moin zum Abend. Rund 10 Tage hielt ich mich im Westen auf. Zuerst in Bottrop,
um die Mutter zu besuchen. Dann, im Anschluss an diesen Besuch, zu einer Be-
erdigung in meiner Heimat. Die Beerdigung umfasste Erinnerungsarbeit. Ich traf
auf Veteranen, die ich über 45Jahre nicht mehr gesehen hatte. Dann der Ort sel-
ber, in dem ich mal gewohnt und gearbeitet hatte. Vertraut und doch fremd. Die
Begegnung mit den Veteranen erweckte tief sitzende Melancholie. Dann wieder
Rückfahrt. Bewußt über Landstraßen, vorbei an Ortschaften, die ich noch aus
meiner Kindheit kannte. Irgendwann Autobahn und dann wieder in Hamburg. Zu-
hause ! Zuhause ? Nein, nicht wirklich. Nur eine Art Gast, in einer Stadt, vertraut
und doch fremd. Immer noch, trotz 45 Jahre hier. Nach einer knappen Woche mal
wieder sinnend in meinem Wald unterwegs. Wo gehöre ich hin ? Wo bin ich zu-
hause ? Irritation, keine Antwort. Dann ein Baum, in dem mich ein freundliches Ge-
sicht anschaut, der Herbstbote. Er besänftigt mein Gemüt, nimmt mir die Schwere
und lädt mich ein, den schönen Herbst und auch den Winter, wie so oft, in meinem
fremden Zuhause zu verbringen. Ich spüre einmal mehr, mein Wald versteht mich
und er findet immer einen Weg, mich zu trösten und aufzumuntern, gar aufzufan-
gen, wie ein Freund. Allen ein schönes und entspanntes Herbstwochenende.