Wien und der Tod Teil 4
Mozart im Biedermeier-Massengrab
Der Friedhof St. Marx hingegen konnte sich seinen Charakter bewahren. Diese einzigartige und einzige Biedermeier-Begräbnisstätte Wiens bezaubert auch heute noch durch ihre hochromantische Atmosphäre. Die efeuumwucherten Grabsteine, die Inschriften für „Fabricanten“, „Privatiers“ und sogar eine „bürgerliche Kanalräumers-Gattin“, die langen Alleen und nicht zuletzt das ehemalige Massengrab, in das Mozart gelegt wurde, sind eine Pilgerstätte für Melancholiker und Romantiker.
Stimmungsvoll sind auch die Nobelfriedhöfe von Hietzing, Grinzing, Döbling und Heiligenstadt mit ihren vielen Grabstätten voll zeitloser Eleganz. Etwas ganz Besonderes aber ist der Jüdische Friedhof in der Seegasse: Über 400 Jahre alt, von den Nazis verwüstet und erst 1984 wiedereröffnet, liegt die Begräbnisstätte heute sinnigerweise im Innenhof eines Pensionistenheims. Der Friedhof der Namenlosen hingegen befindet sich weit draußen an der Donau, im Alberner Hafen. Dort wurden Selbstmörder, Unfallopfer und Schicksale ohne Namen der Erde übergeben, die ihren Tod in den Wellen gefunden hatten.
Kaisergruft & Herzgrüfterl
Die letzte Ruhestätte der Habsburger entspricht dem österreichischen Hang zu glanzvoller Morbidität: Kaiser Ferdinand III. bestimmte die Gruft der Kapuzinerkirche als offiziellen Bestattungsort des Kaiserhauses. Jetzt ruhen dort 146 Verstorbene in 138 Metallsärgen, allesamt – mit einer Ausnahme, einer Hofdame Maria Theresias, – Angehörige des Herrscherhauses.
Das Zentrum der Gruft bildet der mit lebensgroßen Figuren verzierte ausladende Doppelsarkophag von Barockregentin Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen. Joseph II. ruht wesentlich schlichter in einem einfachen Kupfersarg. Kaiser Franz Joseph wurde in der Kapuzinergruft neben Kaiserin Sisi, Kronprinz Rudolf und dem in Mexiko ermordeten Kaiser Maximilian I. zur Ruhe gebettet. Und seit 1989 befindet sich auch Österreichs letzte Kaiserin, Zita, in der Kapuzinergruft.
Schaurig, aber wahr: Nach einem unveränderlichen Ritual wurden die Habsburger-Körper dreigeteilt. Die Herzen kamen ins „Herzgrüfterl“ in der Augustinerkirche, wo sie heute noch 54 silberne Urnen füllen, die in Kupferurnen verschlossenen Eingeweide in die „Herzogsgruft“ der Katakomben des Stephansdoms. Und der „Rest vom Rest“ war für die Kapuzinergruft bestimmt.
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