Nordamerikanebel und Pelikannebel mit Standard-Teleobjektiv bei 300 mm Brennweite an CANON EOS 760d
Im Juni/Juli dieses Jahres habe ich als weiteres Astrofoto-Projekt den Nordamerikanebel (NGC7000) sowie den benachbarten Pelikannebel (IC5070) im Sternbild Schwan ins Visier genommen. Wegen der sehr großen Flächenausdehnung dieser Astro-Objekte (insbesondere des Nordamerikanebels) entschloss ich mich, erstmalig nicht direkt durch mein Teleskop (Cel. EHD 800) zu fotografieren, denn selbst mit 0,7-Reducer käme ich damit nur auf ca. 1400 mm Brennweite runter. Der Bildausschnitt wäre bei dieser Brennweite viel zu klein, um den Nordamerikanebel ganz auf den Chip zu kriegen, so dass dann nur eine extrem aufwändige Mosaikerstellung mit ziemlich vielen überlappenden Puzzlestücken eine Alternative gewesen wäre.
Aufgrund meiner Erfahrungen beim Rosettennebel-Mosaik (siehe früheres Bild hier in der FC), wo ich diesen Weg gegangen bin und mir am Ende dann wegen ungünstigen Wetters ein paar Mosaikstücke im Randbereich fehlten, wollte ich hier also kein Risiko eingehen:
Ich habe stattdessen mein ca. 25 Jahre altes Tamron-Teleobjektiv (AF 70-300mm F/4-5.6) aus der Kiste geholt und direkt an meine EOS 760d angeschlossen. Vollen Zoom, also 300 mm Brennweite, eingestellt und per Piggyback auf den Rücken meines Teleskops geschnallt. Die Montierung und Nachführung erfolgte über die Celestron AVX-Montierung. Einzelfotos, welche 70 sec (mit ISO6400) belichtet wurden und in das hier gezeigte Summenbild eingingen, habe ich ohne Autoguiding aufgenommen, Fotos mit 280 sec (bei ISO800) wurden per MGEN am 9 x 50 Sucher des Teleskops mit Autoguiding nachgeführt.
Die Aufnahmen habe ich in mehreren Nächten zwischen Anfang Juni und Anfang Juli, jeweils nach Mitternacht gemacht, wenn das Sternbild Schwan mit diesen beiden Nebeln schon relativ hoch am Himmel stand. Bis kurz vor Mitternacht ist es für Deep-Sky-Aufnahmen in unseren Breiten um diese Jahreszeit noch zu hell, ab ca. 2 Uhr beginnt dann auch schon wieder die Morgendämmerung und dann kann man zumindest ins Bett gehen ;-). Die Bedingungen für die Aufnahmen waren in allen Nächten eher nur mittelmäßig (die Milchstraße war entweder gar nicht oder nur mit sehr gutem Willen zu erahnen), da jedes mal hohe Schleierwolken die Durchsicht extrem vermindert haben.
Aber was solls, man muss in der Astrofotografie auch schon mal ungünstige Gelegenheiten nutzen, wenn es grundsätzlich sternklar ist und zumindest kein störendes Mondlicht vorhanden ist.
Trotzdem denke ich, dass bei besseren Bedingungen die gleiche Qualität des finalen Bildes mit deutlich weniger Belichtungszeit (ich tippe mal auf ca. 1/2 h) gelungen wäre.
Die Qualität der Aufnahme ist sicherlich nicht so toll wie durch ein echtes Teleskop mit größerer Oeffnung und hochwertiger Optik: Es fällt z.B. auf, dass die Sterne relativ "dick" sind, insbesondere im roten Spektralbereich auch etwas "verwaschen". Die Ursache sehe ich primär in den unterschiedlichen Brechungsindizes der verschiedenen Wellenlängen, sprich es war mir mit dem verwendeten Teleobjektiv nicht möglich, sowohl grün/blau und gleichzeitig rot absolut perfekt zu fokussieren, was bei meinem EHD800 überhaupt kein Problem ist. Im großen und ganzen bin ich aber doch noch ganz zufrieden mit der Qualität bei diesen relativ miesen Durchsicht-Bedingungen und angenehm überrascht, dass mein altes Tamron aus vordigitaler Zeit überhaupt solche Astrobilder hergibt.
Infos zu den Objekten:
Der Nordamerikanebel ist ein diffuser Emissionsnebel mit einer Winkelausdehnung von ca. 100 x 120 Bogenminuten. Er ist zwischen 1800 und 3000 Lichtjahre (da schwanken die Angaben in der Literatur etwas) von uns entfernt. Seinen Namen erhielt der Nebel aufgrund seiner Form, die dem nordamerikanischen Kontinent sehr ähnelt. Im Süden sorgt eine vorgelagerte Dunkelwolke für eine ziemlich auffällige Ähnlichkeit mit dem Golf von Mexiko. Diese Dunkelwolke trennt den Nordamerikanebel visuell vom Pelikannebel. Der Pelikan befindet sich damit westlich von "Florida". ;-)
Genaugenommen handelt es sich bei den beiden Nebeln um einen zusammenhängenden Nebelkomplex, der in einem ziemlich sternreichen Gebiet der Milchstraße liegt. Seinen Namen hat der der Pelikannebel durch seine Ähnlichkeit mit einem Pelikan, der in Richtung Nordamerikanebel blickt (oder dort hinfliegt ? ;-) ).
Auffallend sind vor allem der lange Schnabel und die Augen, die durch Dunkelwolken angedeutet werden. Den Umriss des Halses kann man ebenfalls gut erkennen. In Wirklichkeit besteht dieser natürlich wie der gesamte Nebelkomplex aus stark ionisiertem Gas, welches vorwiegend im roten Spektralbereich (Wasserstoff-H-II Linie (H-Alpha) sowie Schwefel S-II) leuchtet.
Zur Orientierung habe ich den extrem hellen Stern ganz rechts in dem finalen Bild mit drin gelassen. Hierbei handelt es sich um Deneb, den bläulich schimmernden Hauptstern des Sternbilds Schwan. Mit 1,25 Mag scheinbarer Helligkeit ist Deneb einer der hellsten Sterne am Firmament und so hell, dass er bei den für die beiden Nebel benötigten Belichtungszeiten sein "gleißendes Licht" natürlich schon ziemlich dick auf den Kamerasensor brennt.
Das Bild zeigt einen Himmelsausschnitt von ca. 5 bis 6 Grad in waagerechter Richtung und ist damit übrigens etwas größer als es den 300 mm Brennweite entsprechen müsste. Ursache dafür ist, dass ich in den verschiedenen Aufnahmenächten nicht 100 % exakt die selbe Ausrichtung der Kamera hinbekommen habe (das ist bei der Piggyback-Methode gar nicht so leicht, wie ich feststellen musste), sondern einerseits mehr den Nordamerikanebel in der Mitte des Bildes hatte, in anderen Nächten den Pelikannebel in der Mitte und Deneb noch immer mit drauf am rechten Bildrand.
Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:
Tamron-Teleobjektiv bei 300 mm Brennweite, F/5.6
Montierung: Cel. AVX
Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2 am 9 x 50 Sucher für 280 sec Bilder, 70 sec-Bilder ohne Auto-Guiding
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: UHC-S (Baader)
Einzelaufnahmen:
57 x 70 sec mit ISO 6400 (10.06.2016)
8 x 280 sec mit ISO 800 (27.06.2016)
14 x 280 sec mit ISO 800 (Zeitraum 08.-10.07.2016)
damit totale Belichtungszeit: ca. 2,8 h
Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und in CANON DPP4
Aufnahmedaten: 10.Juni, 27.Juni/ 08./09./10.Juli 2016
loc: 53.4°n.Br., 310 m NHN
LH Foto 5. Mai 2018, 17:47
Tja, so sieht es da oben aus. Schön eingefangen.Vor ein paar Jahren waren wir mal auf den Seychellen, da hatten sie im Hotel auch eine Sternwarte. Hammer Abend mit Beobachtung vom südlichen Sternenhimmel.
http://www.sueddeutsche.de/reisefuehrer/seychellen/uebernachten
LG Lutz
Zuendi 4. Mai 2017, 21:24
Hallo Peter,ganz starke Arbeit von Dir und ein sehr informativer Kommentar dazu.
Dein Portfolio gefällt mir.
Gruß Zuendi
Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 6. August 2016, 1:45
Hallo Peter, vielen Dank auch an dich für deine schöne Anmerkung zu meinem Nordamerika-Foto .LG, Dirk
drpeterandre 31. Juli 2016, 14:28
Sehr schönLG
Peter
Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 27. Juli 2016, 21:54
Hallo Wolfgang,vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar. Freue mich, wenn es dir gefällt. Ja, meine Texte sind immer "etwas" ausführlich ;-). Schön, wenn das ebenfalls gut ankommt. Solche Infos haben mir auch bei den Fotos anderer Astrofotografen immer gut geholfen. Jedes Bild hat ja immer irgendeine Geschichte und auch die Aufnahmebedingungen helfen um abzuwägen wie viel Aufwand ein bestimmtes Astroobjekt macht und auch um mit anderen Aufnahmebedingungen zu vergleichen ... :-).
LG Dirk
Wolfgang Stachowitz 24. Juli 2016, 1:39
Hallo Dirk,Dein Foto gefällt mir gut. Auch Deinen ausführlichen Text finde ich sehr konkret und hilfreich.
LG Wolfgang