65 1049 mit Giesl-Ejektor
Wegen der Schönheitsdiskussion hier noch ein einfältiges Seitenfoto der BR 65. Am Nachmittag des 1. September 1984 herrschte allerdings bedrohliche Gewitterstimmung.
Wie auf dem Foto erkennbar, war die 65 1049 zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Giesl-Ejektor ausgerüstet. Die BR 65 hatte einige konstruktive Mängel bzw. Kinderkrankheiten: so entwickelte die Karosserie mit zunehmendem Abstand zur letzten Ausbesserung ein reges Eigenleben und das Lokpersonal musste, besonders das Führerhaus, eigenhändig festhalten ;-) um es nicht zu verlieren (welch erstaunliche Parallele zu den DB-Neubaulokomotiven)! Weiterhin entsprach die Dampfmaschine in etwa der der BR 41 und benötigte knapp 12 t/h Dampf, der Kessel lieferte allerdings bei guter Kohle nur maximal 10 t/h. Ursachen waren u.a. zu geringe Rohrquerschnitte und der Aschkasten war so zugebaut, dass das Feuer zuwenig Luft bekam. Erst durch den Giesl-Ejektor konnte dieser Mangel behoben werden und die Maschine ihre Leistung zeigen.
Wie bekannt, mussten für die Nutzung des Giesl-Ejektors Lizenzgebühren in harter Währung an die Schoeller-Bleckmann AG entrichtet werden (was allerdings nicht alle Bahngesellschaften taten)!
Die DDR-Reichsbahn versuchte durch Umrüstung vorhandener Lokomotiven den schlechteren Heizwert der Braunkohle gegenüber der Steinkohle durch eine solchartige Verbesserung der Saugzuganlage auszugleichen, da die Feuerroste für Braunkohle zu klein bemessen waren.
Von der DR (Ost) wurden offiziell beschafft und abgerechnet:
- 88 Giesl-Ejektoren für die BR 65 - 17.600 Dollar
- 72 Giesl-Ejektoren für die BR 38 (pr. P8) - 14.400 Dollar
- 390 Giesl-Ejektoren für Br/n 50, 50.35, 52, 52.80 - 39.000 Dollar
Ergibt insgesamt 71.000 Dollar Lizengebühren, die an die Schoeller-Bleckmann AG in Österreich zu zahlen waren. Dies‘ war zur damaligen Zeit ein erheblicher Betrag in harten Devisen (ca. 300.000 DM)! Daher wurde ende der Siebziger bei notwendigwerdendem Ersatz der korrodierten oder anderweitig beschädigten Giesl-Ejektoren wieder eine normale Saugzuganlage eingebaut.
U. Dietz 6. Januar 2012, 10:15
Der einzige Giesl-Ejektor, der heute noch in Deutschlandunterwegs ist, befindet sich auf 18 201.
Dieser ist jedoch wegen dessen Ummantelung nicht sofort
als solcher erkennbar.
Die 65er hatten ihn aus den oben beschriebenen Gründen
von allen DR-Dampfern aber auch am nötigsten.
Dass 65 1049 ihn am Beginn ihrer Karriere als Traditionslok
noch besaß wusste ich allerdings auch noch nicht.
MfG
Uwe
Thomas Ungelenk 6. Januar 2012, 8:56
Ich habe zur Anmerkung von Dieter Jüngling noch einekleine Ergänzung. Nicht alle 01.5, sondern nur die
01 504 hatten eine gewisse Zeit einen Giesl-Ejektor. Die 01 504 erhielt ihn, um zu ermitteln, ob die Leistung des Reko-Kessel noch zu steigern wäre, ebenso der
Versuch mit 18 bar Kesseldruck. Die Quetschesse wurde dann in den siebziger Jahren wieder ausgebaut
und eine weitere Ausrüstung der 01.5 unterblieb .
Viele Grüsse aus Thüringen von Thomas
Dieter Jüngling 5. Januar 2012, 22:40
Richtig, Bernd. Die Quetschesse sah auf der 65er besser aus als der normale Schornstein. Man hatte sich ja auch daran gewöhnt.Andere Loks, wie die 38er oder sogar 52er sahen damit mehr als bescheiden aus.
Die 65 1049 dürfte wohl am längsten mit dieser Esse gefahren sein. Vielen ist nicht bekannt, dass sie auch bei den 01.5 eingebaut war. Die Donverkleidung hat das kaschiert.
Gruß D. J.
Michael PK 5. Januar 2012, 21:50
Ja das war einmal eine Menge Geld,heute wird ja nur noch in Millionen und Milliarden gerechnet...Das Bild zeigt den Planbetrieb wie Ihn heute nur noch wenige kennen.Werde direkt mal meine 65er auf der Modelbahn ein paar Runden fahren lassen.Regler auf.....Klaus Kieslich 5. Januar 2012, 21:41
Danke für diese hochinteressante Hintergrundinfo....bei V 180 der DDR-Reichsbahn waren ja auch Strömungsgetriebe aus Östereich eingebaut......da kommen ganz schöne Summen zusammenUnd was die Qualität unserer Braunkohle anbelangte,das war meistens "Blumenerde " :-)
Gruß Klaus