Kirstin Sinnig

[...] gewöhnlich nahm ich irgendein Buch mit - in der Regel Kaidanows Lehrbuch der Weltgeschichte - schlug es jedoch nur selten auf; dagegen deklamierte ich sehr oft mit lauter Stimme Gedichte, deren ich eine große Menge auswendig wußte; das Blut kochte in meinen Adern und mein Herz war voll Traurigkeit - voll süßer und zugleich froher Traurigkeit; immer erwartete und fürchtete ich irgend etwas; meine Phantasie kreiste in schnellem Flug unaufhörlich um die gleichen Vorstellungen, wie um die Zeit der Morgenröte die Wasserschwalben den Kirchturm umflattern; ich wurde nachdenklich und betrübt, oft weinte ich sogar. Aber durch die Tränen und die Trauer hindurch, welche bald durch ein Lied, bald durch die Schönheit des Abends in mir wachgerufen wurden, drang gleich dem Frühlingsgrün das freudige Gefühl des jungen sprudelnden Lebens. [...]
(iwan s. turgenjew, "erste liebe")


Meine Abschiede, mein Werden, mein Abschied, mein Gewordensein.
Schritte sind Schritte durch Abschiednehmen, ohne Abschied kleben die Füße am Boden."
(m. hinrich)

Caminante no hay camino, se hace camino al andar."
(antonio machado)





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