QUO VADIS MORTALIS
Der nächtliche Weg
Ich ging den Weg einmal: da war ich sieben,
so arm und reich!
Mir war, ich hielt ein nacktes Schwert in Händen
und selbst die Sterne bebten seinem Streich.
Mit siebzehn ging ich wiederum den Weg,
erst recht allein:
Ein Etwas huschte in den blassen Winden.
Von oben kam der fremden Welten Schein.
Nun führ ich dich, du spürst nur meine Hand:
Einst war ich sieben ...
Und das Vergangne glimmt von Geisterhand,
mit blassem Schein ins Dunkel hingeschrieben!
Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929),
österr. Lyriker, Dramatiker, Erzähler;
gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten
des deutschsprachigen Fin de Siècle und der
Wiener Moderne, Mitbegründer der Salzburger
Festspiele; Librettist für Richard Strauss' Opern
DereL 5. April 2020, 18:03
Hofmannsthals Gespür für die Zeit von Dauer, was durchschimmert. Recht tröstlich.VG
DereL