Dazumal - ein ganzes Leben (mit Gedicht)
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Das Leben hat im März sie in Empfang genommen,
als man die 18 als Jahrhundert schrieb,
noch acht Geschwister sind ihr nachgekommen,
sie war die Älteste und hatte alle lieb.
Die Zeit war schwer, sie alle durchzufüttern,
nur ganz natürlich war es ihre Pflicht,
als Älteste teilte das Los von Müttern
sie meist von Hahnenschrei und erstem Tageslicht.
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Sie kannte schon als Kind die kargen Stunden,
die schwere Arbeit und die Sorgen auch,
hat dennoch immer Lebensmut gefunden,
blieb eignes Wünschen auch nur Schall und Rauch.
Das Leben hieß sie, praktisch nur zu denken,
es blieb ihr schuldig jede Leichtigkeit,
war nicht geeignet, ihr etwas zu schenken,
aufrechthaltend kämpfte sie sich durch die Zeit.
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Durch Arbeit, Hunger, Not und Bombennächte,
durch Krankheit, Sorgen und durch ihr Geschick,
der Mann, den sie nahm, war für sie der rechte,
die große Liebe und ihr Lebensglück.
Der Kinder sieben hat sie ihm geboren,
nur eine Tochter war es, die ihr blieb,
sechs Söhne gingen ihr verloren,
was ein Beamter ihr ins Stammbuch schrieb.
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Ihr Enkelkind bin damals ich geworden,
die Mutter krank und arbeitslos und ohne Geld,
noch heut gebührt der Großmama ein Orden,
sie war verlässlich Mittelpunkt von meiner Welt.
Ich kann die Frau vom Jugendamt noch vor uns sehen,
die mich, das Kind, aus diesem Hafen holen wollt,
als Sperre Oma wie ein Bollwerk in der Türe stehen,
dass sie sich schnell zum Teufel scheren sollt.
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Dies große Herz hat sie ihr Leben lang behalten,
die Lebensweisheit war ihr bestes Kapital,
als ihr das Alter ins Gesicht schrieb Falten,
machte es noch lieber sie und war ihr ganz egal.
Von ihr bekam ich jenen Hang zum Schreiben,
das Reimen lief auch ihr von Lippen leicht,
die Freude daran wird mir immer bleiben -
auch das hat meine Großmama erreicht.
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Wir sind zeitlebens nur ein gutes Team gewesen,
sie war ein Mensch, der Wärme nur hat ausgestrahlt,
das stand in ihren lieben Zügen klar zu lesen
und hat sich bis zu ihrem Tode ausgezahlt.
Denn alt und krank geworden fehlte nie die Pflege,
es schob sie keiner ab, wir waren da für sie,
fanden für Probleme Lösungen und Wege,
sie war als Leidende im Weg uns nie.
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Ihr Sterben hat ein großes Loch gerissen,
nur schwerlich hat es mit Erinnern sich gefüllt,
wie schön wär's, könnt sie um die Verse wissen,
die ich heut schreibe noch zu ihrem Bild.
In mir ist große Dankbarkeit geblieben,
da ist noch Fühlen, das mir nicht entschwand,
so kann ich übers Grab hinweg noch lieben
und halten den Entschwundenen die Hand.
;-)
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Ich glaube, dem lässt sich nichts mehr hinzu fügen...
Misme 8. Februar 2019, 13:32
Mit liebevoller Achtsamkeit,Randvoll gefüllt mit Dankbarkeit,
Großmutter, denke ich
So gern zurück an Dich!
Unspektakulär dein Leben?
Du hast so viel gegeben!
Und nahmst gar wenig nur für Dich!
Wie Du das schafftest, fragt´ ich mich.
Mein Fels in starker Brandung,
Dein Herz mit großer Bindung,
Mit Worten wie ein Reim,
Gern möcht´ ich auch so sein.
Bewundernswerte Haltung,
Zusammenhalt statt Spaltung.
Zurück konnt´ ich Dir geben,
Im Alter würdevoll zu leben,
Fern ab von einem Altersheim,
Wo fremd versorgt und viel allein.
Und diese Zeilen nun,
Begleiten ew´ges Ruhn,
Feinstofflich in der Atmosphäre,
Grad´ so, als ob´s wie früher wäre.
Eine berührende Erfahrung und ein würdevolles Hohelied auf die Generation der Großeltern, die den Enkel*innen ihr ganzes Herz schenkten. Auch wenn sie nicht mehr sind, so wissen sie doch um ihre segensreiche Wirksamkeit, die in unserer Erinnerung fortlebt und uns ein Beispiel gibt.
LG Misme
FMW51 22. Januar 2019, 20:07
Sehr schön und berührend - sowohl das Foto als auch Dein Gedicht - Gefällt mir sehr gut! Liebe Grüße Frank-MichaelAndreas E.S. 21. Januar 2019, 23:34
Ich habe gerührt dein wundervolles Gedicht über deine Großmutter gelesen. Ein sehr großer Teil davon passte auch auf meine Mutter. Nur leider kann ich kein Gedicht über sie schreiben. Wichtig ist, dass es Frauen gibt, die zeit ihres Lebens sehr viel Gutes getan haben und immer für Andere da waren. Das sind die stillen Heldinnen das Lebens.LG Andreas
Trautel R. 21. Januar 2019, 21:04
berührend dein gedicht für deine großmutter, sie würde sich sehr darüber freuen.lg trautel
T. Schiffers 21. Januar 2019, 20:56
sieht nach nem dreamteam aus...tinoConstantin H. 21. Januar 2019, 19:38
Ein feines Gedicht, voll von tief empfundenem Gedenken und Nach-Sinnen, ganz wunderbar! Liebe Grüße, ConstantinUliF 21. Januar 2019, 17:26
das hat wasLG Uli
Vitória Castelo Santos 21. Januar 2019, 13:16
Ein schönes Erinnerungsfoto !LG VitoriaHorizont 21. Januar 2019, 11:08
So berührend Deine Liebeserklärung an Deine Oma. Eine wirklich außergewöhnliche Dame. Es zeigt aber auch wie wichtig Familie sein kann. Danke für dieses Erlebnis gerade, das nahe geht. LG Helgaulla hOlbein 21. Januar 2019, 10:21
Liebe Martina...immer wieder bewundernswert, wie du diese ganzen Zeilen zusammenbringst!Aber wenn ich es richtig sehe, war deine Großmutter/Oma auch so ein Dichtgenie, du schreibst es hier.
Eine tolle Aufnahme hast du dazu eingestellt und wenn ich lese, nur eine Tochter ist ihr geblieben, und sechs Söhne mußte sie gehen lassen, dann bewundere ich ebenfalls diese Frau, deine Oma, die trotz allem nicht mit dem Leben gehadert hat und sich rührend um dich gekümmert hat!...
Und auch umgekehrt, du hast sie ohne Ende geliebt, das lese ich aus deinem Gedicht!...
Wunderschön, wenn man so einen Nachruf auch jetzt noch bekommt!
Bestimmt wird deine Oma ihn auf irgend eine Art und Weise mitbekommen, denn ihr seid auch heute noch so eng verbunden!...
In diese Sinne dir LG...Ulla
PS.Natürlich stehen deine Zeilen bei mir wider an erster Stelle, meinen herzlichsten Dank dafür!...
Torsten TBüttner 21. Januar 2019, 9:01
eine berührende ErinnerungMary.D. 21. Januar 2019, 8:34
Toll hast du das Foto gezeigt und bedichtet!LG Mary
† smokeybaer 21. Januar 2019, 6:18
Schöne Alte Aufnahme gr smokeySusanne H. Fotografie 21. Januar 2019, 5:35
diese Form von Güte wird heute sehr selten gelebt " dein Bild spricht ohne Worte ' lautlos großen Sinn "liebe Grüße Susanne
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cabrio2 21. Januar 2019, 1:38
Ein schönes Motiv zum Thementag.Lg Anton