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Belichtet: Klöntaler See, Kanton Glarus, Schweiz

Belichtet: Klöntaler See, Kanton Glarus, Schweiz

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Belichtet: Klöntaler See, Kanton Glarus, Schweiz

Wer das Bild einfach nur genießen möchte oder wem das Bild gar nichts gibt, kann sich daran freuen und/oder es schließen.
Das Bild verdient eine Erklärung, weil es in gewisser Weise unnatürlich natürlich aussieht, selbstverständlich bearbeitet ist und wir uns schließlich in einer fotocommunity bewegen, wo man Erläuterung geben darf. Oder soll. Jedenfalls: Wer weiterließt, kann mir ganz sicher vorhalten, das Bild zu zerreden. Und wer das befürchtet, sollte an dieser Stelle abbrechen.
Das Bild zeigt das Ostufer des Klöntaler Sees in der Schweiz, Kanton Glarus. Angestrahlt ist der Siedlungssplitter (wie man in der Schweiz sagt: die Streusiedlung) Rhodannenberg; dort, wo nach rechts das Licht ausläuft befindet sich die gleichnamige Staumauer. Im Hintergrund überragt der Vorder Glärnisch mit 2.327 m den Stausee; der nach Südwest (nach rechts) verlaufende Schwander Grat erreicht seine größte Höhe außerhalb des Bildes bei 2.883 m.
Es war ein wolkenloser, aber leicht diesiger Tag, die Landschaft wirkte verwaschen grau mit trüb pastellenen Farben. Weil die Sonne aber günstig stand und doch eine Spur von Kontrast über den See und die Berge legte, tat ich das, was ich in solchen Situationen gerne mache: eine Panorama-Aufnahme. Hinterher am PC wird man dann sehen, was man damit anstellen kann. Die Sonnenstellung gab aber schon eine Grundidee vor.
Zwei Fragen stehen an: Erstens - in welche Richtung soll das Bild gehen, und zweitens - welches Format ist das beste?
Schnell hatte ich mich entschieden, den Kontrast zu erhöhen, die Gelb- und Grüntöne zu verstärken und den Rest in den Hintergrund treten zu lassen. Schwieriger war die Entscheidung für das Format. Ich habe vier Möglichkeiten gesehen.
1. das „Original“-Panorama im Seitenverhältnis 1:2,5
2. ein „übliches“ Format in den Seitenverhältnissen 2:3 oder 3:4
3. ein quadratisches Format
4. ein Hochformat
Im Panorama folgt die mittige Lichtlinie auf dem Wasser und vor den beschatteten Bergen am Ufer der „natürlichen“ Blickrichtung des Menschen bis an den rechten Bildrand; das ist die „Normale“ – das natürliche, anatomisch bedingte Sehfeld des Menschen ist wegen der Augenanordnung im Kopf ein Querformat. Es sieht nicht schlecht aus, reichte mir einerseits aber nicht, denn andererseits liegt der Schwerpunkt des Bildes einfach zu weit links – das Bild versinkt in der Blick- und Leserichtung von links nach rechts im Dunkeln.
Das quadratische Format, das ich – im Rahmenformat – für Ausstellungen bevorzuge, erschien mir zu banal. In dem Bild herrschen waagerechte und senkrechte Linien vor, so dass ein quadratisches Format den Eindruck erweckt, man hätte sich nicht entscheiden wollen oder können, also nichts halbes und nicht ganzes ist und die Spannung des Bildes zunichte macht. Auch das habe ich verworfen.
Ich bin zugegebener Maßen ein Verfechter von Hochformaten, weil das mit den Sehgewohnheiten des Menschen bricht und dadurch Spannung erzeugt (s.o.). Ein Hochformatausschnitt wirkt richtig gut. Der Vorder Glärnisch samt seines Spiegelbildes und die Fichten links strecken das Bild. Das Auseinanderziehen wird durch den zentral leuchtenden Fleck und die nach rechts auslaufende Wasserlinie gestoppt. Das hat Intensität, die man durch eine geschickte Skalierung des Bildes noch etwas verstärken kann. Es geht allerdings auf Kosten der auslaufenden Wasserlinie …
Also habe ich mich für die fc am Ende dann doch für das – halbwegs – Normale entschieden. Das Bild hat nun das Format von annähernd 3:4. Neben dem Hochformat bin ich aber auch ein fast fanatischer Freund des Goldenen Schnitts. Das Bild ist zwar Horizontal mittig geteilt, was sich bei Spiegelbildern im Wasser immer anbietet, aber vertikal liegt das Leuchten eben im Goldenen Schnitt. Und manchmal sind es Winzigkeiten, die meine Entscheidung für das ein oder andere Format stark beeinflussen, die vielleicht sogar niemandem auffallen. Hier waren es links die vorwitzige Fichte, die sich aus dem Bestand erhebt und rechts die winzige Spitze auf dem Grat, die wie ein kleiner Stolperer wirkt und das Bild abschließt – beiden mussten mit auf das Bild.
Das Ganze ist natürlich alles eine subjektive, individuell-persönliche Empfindung; jeder wird es anders sehen und hätte es wohl anders gemacht. Deswegen ist das eine nicht besser als das andere. Aber ich denke schon: wenn man einen Weg einschlägt, sollte man auch wissen, warum.

Kommentare 4

  • Marco Henrich 3. September 2022, 8:22

    top!
  • Kilian Brügger 13. April 2022, 22:41

    Es ist definitiv ein Blickfang mit dem harten Lichtkontrast und eine wirkungsvolle Bildbearbeitung.
    Der starke Kontrast zwischen dem Licht und den fast schwarzen Bereichen, gefällt mir sehr gut.
    Die Berge im Hintergrund, die eigentlich von der Sonne gestreift werden, sind mir etwas zu matt. So dass sie nicht so recht zum Ganzen passen.
    Ich denke, es ist ein Bild das einem anspricht oder man ist ein Verfechter der starken Bearbeitung.
    VG Kilian
    • Weißwolf 16. April 2022, 11:13

      Vielen Dank für den Kommentar. Du hast recht, man kann es so oder so machen, und jedes Mal kommt etwas anderes dabei heraus. Es ist spannend zu sehen, dass es viele unterschiedliche Wege und Ansichten gibt, mit Bildern umzugehen.
    • Kilian Brügger 17. April 2022, 17:36

      Genau so soll es sein - Gestalterische Freiheit!