(6) Haareis an einem Pilz!
Heute, am ersten Tag des Haareiserscheinens an "unserer" Schwarzerle, habe ich zum ersten Mal ganz sicher Haareis auch auf mehreren Pilzen gefunden; Raureif ist da öfter zu sehen.
Möglicherweise ist dies ein alter Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron), der außer dem hier sichtbaren Schimmel auf der Unterseite und am Stiel (evtl. der bei dieser Art häufige Goldschimmel - Hypomyces chrysospermus???) auch Haareis auf dem Hut zeigt. Der Goldschimmel kann auch (anfangs?) weiß sein. Röhrlinge werden oft davon befallen, und essen kann man sie dann nicht mehr. Jetzt im Herbst haben wir etliche solch befallene Pilze hier gesehen.
Haareis auf Pilzen findet man ganz selten.
Ob der (nur?) im abgestorbenen Laubholz, meist auf Buche wachsende Pilz Exidiopsis effusa es auch hier verursacht, weiß ich nicht - die Geschichte ist noch nicht ausreichend erforscht.
Denkbar wäre z.B. auch, daß dieser Schimmelpilz hier ursächlich mitbeteiligt ist - vielleicht treibt sein Stoffwechsel das Haareis aus der Hutoberfäche, genau wie es Exidiopsis effusa im Laubholz tut ...
Für eine Art Kammeis, das rein physikalisch und ohne chemische Interaktionen entsteht, indem es sich durch vorhandene Poren preßt, sind die Fäden m.E. zu dünn - jedenfalls konnte ich bisher bezüglich der Dicke der Eisfäden deutliche Unterschiede zwischen diesen drei Formen der Basikryogene feststellen.
Basikryogene sind Eisformen, die von der Basis, d.h., von unten her entstehen; Raureif z.B. bildet sich entgegen der Windrichtung durch Apposition, d.h., die Wassermoleküle lagern sich außen an. Der gleiche Mechanismus trifft für Schneekristalle zu.
Die Haareisfäden sind - wie auch Kamm- und Stängeleis - amorph (ohne Kristallstruktur); Raureif, Schneesternchen oder Ähnliches sind kristallin und haben eine festgelegte, symmetrische Anordnung der Wassermoleküle.
Diesen und zwei weitere Pilze (mindestens eine zusätzliche Art mit Lamellen) habe ich mal in der Tiefkühltruhe konserviert - eventuell kann man erstens die "Wirts"-Pilzart anhand der Sporen identifizieren, zweitens ganz vielleicht außer den Schimmelsporen auch noch den Verursacher des Haareises finden - wenn es nicht der Schimmelpilz selber ist ...
Es bleibt spannend, und ich freue mich, wenn jemand von Euch schon Haareis auf Pilzen fotografiert hat und es mir mitteilt und/oder hier in der fc zeigt!
Fund und Vorstellung in der fc: 1.12.2019, gleichzeitig Beginn eines neuen Ordners "HAAREIS". Am 29.12.2021 umbenannt in "BASIKRYOGENE".
Marianne Schön 2. Dezember 2019, 7:24
Aber gerne Thomas ... ich habe hier etwas für dich... du kennst es ja schonNG Marianne