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290 Rathaustänze

290 Rathaustänze

32.192 4

homwico


Premium (Complete), Coburg

290 Rathaustänze

Nochmals die nach Norden zeigende Fassade des Coburger Rathauses am Marktplatz.
Nach einem weiteren Umbau zwischen 1903 und 1905 zeigt sich das Gebäude in seiner heutigen Aufmachung: An die Fassade, deren Elemente vom Umbau 1750-52 im Wesentlichen erhalten blieben, baute man an die Regimentsstube einen breiten Balkon mit Gitterbrüstung. Die Fenster im Erdgeschoss und der Rathauseingang erneuerte und erweiterte man mit Neubarockformen, wobei das Vestibül und das Treppenhaus im Inneren in einem mit Rokokoelementen angereicherten Jugendstil von Grund auf neu gebaut wurde.
Aufgenommen am 24.04.2019.

Der Tanzsaal im ersten Obergeschoss wurde am 14. September 1580 mit der Hochzeit des Kaspar Hörer eingeweiht. Den ersten Reigen tanzte der Bräutigam mit seiner Braut, anschließend führten die Herren des Rats mit ihren Weibern den Reigen weiter. Im 17.Jahrhundert bestanden die Tänze aus Reihentänzen, bei denen der Tänzer vortrefflich zeigen konnte, ob er die damalige „Etikette“ beherrschte:
Die Dame begrüßte er vor der Aufführung mit einer kleinen Rede. War sie verheiratet oder Braut, erweiterte sich diese Rede auf den gesamten Anhang. Der Tänzer hatte so zu führen, dass die Finger der Tanzpartnerin leicht auf seinen lagen. Im Reigen selbst sollte er nicht vorspringen, seine Dame nicht zu dummen Sprüchen animieren und ihr auch nicht mit seinen Sporen die Kleider zerreißen. Der Tanz schloss wieder mit einer kleinen Rede mit einer Antwort. Abschließend durfte der Tänzer seine Dame nach Hause geleiten, was nicht ungefährlich war: oftmals lauerten eifersüchtige Nebenbuhler dem Kavalier auf, und es setzte Prügel. Bei seiner Auserkorenen zu Hause angekommen, musste er sich erst bei den Eltern und schließlich bei seiner Tanzpartnerin entschuldigen, und bezeugen, dass es für ihn eine Ehre war, die ihm anvertraute nach Hause geleiten zu dürfen. Zuletzt befahl er sie der „gnädigsten Obacht des Allerhöchsten“.
Dieses Ritual wäre für Margarete Rautenberg, der „Grande Dame“ des Coburger Tanzsports, die in Coburg eine Tanzschule führte, und sehr penibel Wert auf die richtige Etikette und exakte Umgangsformen legte, Wasser auf ihre Mühlen gewesen. Auch ich hatte die Ehre, als Jugendlicher bei der leider inzwischen schon Verstorbenen, einen Tanzkurs absolvieren zu dürfen.

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