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0298 Modernes im antiken Kleid

0298 Modernes im antiken Kleid

10.312 5

homwico


Premium (Complete), Coburg

0298 Modernes im antiken Kleid

Der Blick auf den Eingang des „Ratskellers“. Auch wenn heute hier eine Restaurant-Kette zu Hause ist: diese hat sich vom Äußeren gut in das Stadtbild integriert.
Aufgenommen am 24.04.2019 auf dem Coburger Marktplatz in der Innenstadt.

Die Zerrissenheit der politischen Landschaft mit dem Ende der Monarchie, der verlorene Krieg mit den unbarmherzigen Reputationszahlungen des Versailler Vertrages aus dem Jahr 1919 und das Ende des Herzogtums schuf in Coburg den idealen Nährboden für die unrühmliche Rolle, in die sich Coburg bereits zu Beginn der 20-iger Jahre hineinmanövrierte: Die Stadt, geprägt von ländlichem Konservatismus und einem kleinstädtischen Bürgertum mit über 95% protestantischer Ausrichtung, besaß ein stark ausgeprägtes Nationalbewusstsein, welches über die sozialen Strukturen einer breiten Schicht von Rentnern und Pensionären noch verstärkt wurde. Wurde doch in Coburg das Symbolhafte der nationalen Einigung mit der Gründung der Deutschen Turnerschaft (1860) und des Deutschen Sängerbundes (1862) hochgehalten. Das entstandene Vakuum ließ das rechtsradikale Denken und später auch dessen Handeln, dies zeichnete sich in den Wahlergebnissen mit Zuwächsen der bürgerlich-konservativen Parteien ab, stärker und stärker werden. Bei den Stadtratswahlen 1m 13.11. 1921 erreichten die bürgerlichen Parteien DDP, DVP und DNVP, die sich zu den Wahlen zusammenschlossen, bei einer Wahlbeteiligung von 63% über 65% der Stimmen. Die SPD fiel über 54,81% (Jan. 1919, Nationalversammlungswahl) und 43,96% (Stadtratswahl Mai 1919) auf 26,47%. Die nationalistische und antisemitische DNVP (Deutschnationale Volkspartei) wurde dadurch die tonangebende Partei im Stadtrat. Dann gründete sich am 24.Februar 1920 in München aus der DAP (Deutsche Arbeiterpartei) die NSDAP. Adolf Hitler wurde am 29. Juli 1921, mit diktatorischen Machtbefugnissen ausgestattet, Parteivorsitzender. Franken war eine frühe Hochburg des Nationalsozialismus in Deutschland. Schon im Jahr 1922 gründete Julius Streicher, der Herausgeber des berüchtigten Blattes „der Stürmer“ in Nürnberg eine Ortsgruppe der NSDAP. Bald entstanden Ortsgruppen in Bayreuth, Kulmbach, Lichtenfels und auch in Coburg. Auf dem „Deutschen Tag“ eine Tagung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes (DVSTB) begann mit Hitlers „Marsch auf Coburg“ am 14./15. Oktober 1922 der Nationalsozialismus in Coburg. Hitler verstand es, mit seinen charismatischen rednerischen Fähigkeiten viele Coburger zu begeistern. Auch Herzog Carl Eduard und seine Gattin waren bei dieser Veranstaltung im großen Saal der Hofbräugaststätte anwesend. Seit jenem Abend zählte man ihn zu den Anhängern Hitlers. Die Ortsgruppe Coburg mit 40 Mitgliedern gründete sich am 14. Januar 1923 im heute noch existierenden Gasthaus „Zum Weißen Ross“ in der Judengasse. Ende 1922 gab es bereits mehrere Tausend Parteimitglieder in Deutschland.

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