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Sonnenschutz - einmal anders

Sonnenschutz - einmal anders

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Ulrich Kirschbaum


kostenloses Benutzerkonto, Mittelhessen

Sonnenschutz - einmal anders

Viele Schönfleckflechten (Gattung Caloplaca), zu denen auch diese in Nordzypern gefundene Art gehört, besitzen als Sonnenschutzmittel einen orangegelben Farbstoff (Parietin). Besitzt man so etwas nicht – wie in diesem Beispiel – muss man sich etwas anderes ausdenken, um sich vor den gefährlichen UV-Strahlen zu schützen. Lebt man auf Kalkgestein, bietet es sich an, die Calcium-Ionen in Calcium-Oxalat umzuwandeln und dieses als dicke Schicht auf dem Lager als Reif abzulegen. Auf diese Weise wird ein Großteil der tödlichen Strahlung reflektiert (weiß reflektiert bekanntermaßen besonders gut).
Diese Caloplaca ähnelt einer auf Silikatgestein (z.B. Basalt) im Mittelmeerraum vorkommenden Species außerordentlich (C. aetnensis; weil am Ätna gefunden) … eine genetische Analyse aber weist sie eindeutig als eigenständig aus – eine neue Art also!
Meine Freude darüber erhielt aber sofort einen Dämpfer: Wie mir der schwedische Genetiker dazu schrieb, bedarf es für eine Neubeschreibung mehrerer Fundorte; ich hatte sie leider nur an einer Stelle gefunden. Jetzt vermute ich, dass der Kollege nicht nur Lichenologe ist (ein exzellenter übrigens), sondern auch einen Vertrag mit dem nordzyprischen Tourismusverband besitzt. Wenn ich ihn richtig interpretiere, soll ich jetzt also auf der Insel so lange herumwandern, bis ich weitere Funde davon gemacht habe. Wer kommt mit?
Stack (mit dem Lupenobjektiv) aus 23 Bildern .

Kommentare 15

  • Ulrich Kirschbaum 16. November 2021, 23:45

    Um die Geschichte abzuschließen, hier noch ein paar Anmerkungen: In der Tat konnte ich meine Frau überreden, noch einmal mit mir nach N-Zypern zu reisen ... und diesmal ganz gezielt nach der fraglichen Schönfleckflechte zu suchen. Trotz intensiver Suche an jedem Tag unseres Aufenthaltes (und organisatorischer Unterstützung eines dortigen Reisebüros und Flechten-Sammelerlaubnis der n-zyprischen Regierung), habe ich keine zweite Fundstelle aufmachen können (an der ersten war sie jedoch noch immer zu finden).
    Dennoch bin ich darüber nicht wirklich traurig: Ich habe viele andere Flechten gefunden; darunter auch Erstfunde für Nordzypern (34 Arten) und sogar solche für Gesamtzypern (14 Arten).
    Der Fund ist jedenfalls publiziert und es sind Exemplare davon in mehreren europäischen Herbarien deponiert. Falls in ferner Zukunft noch einmal jemand dort einen zweiten Fundort entdeckt, wird man das Thema wieder aufgreifen und sich dann eventuell zur Ausrufung einer neuen Art entschließen. (Die genetischen Daten, des schwedischen Kollegen sind ja in einer weltweiten Flechten-Datenbank enthalten und für jeden interessierten Lichenologen zugängig). Einziger Wermutstropfen: Sie wird dann leider nicht den Namen meine Frau enthalten ... aber damit kann sie - wie sie mir versicherte - sehr gut leben).
    mfg Ulrich
  • ConnieBu 26. Januar 2017, 20:41

    Eine schönere Liebeserklärung für die Flechten u n d die Ehefrau kann es auf der Welt nicht geben.
    Wenn du fragst: wer kommt mit? ... dann weißt du das bereits :-)
    HG
    Connie
  • MykoPeter 26. Januar 2017, 17:07

    Hallo Ulrich,
    vielen Dank für den Link zu Deinem herrlichen Gedicht voll Liebe, Abenteuerlust und Leidenschaft für die Natur - in jeder Hinsicht beneidenswert!
    Viele Grüße - Peter
  • Ulrich Kirschbaum 26. Januar 2017, 14:32

    Allen vielen Dank für die freundlichen Anmerkungen.
    @Connie, Deine Art des poetischen Umgangs mit den Flechten gefällt mir ausnehmend gut.
    Auch ich habe schon einmal versucht, mich mit den Flechten poetisch auseinander zu setzen ... allerdings in ganz anderer Weise als Du: https://www.thm.de/lse/images/Flechtensammeln_auf_Madeira.pdf.
    Wenn Du allerdings schreibst, mir würden bei einem erneuten Besuch die Flechten in Nord-Zypern zuwinken, so muss ich Dir sagen, dass diese nicht so schnell zu beeindrucken sind - nach Madeira mussten wir mindestens zehnmal gereist sein, ehe sie zu winken begonnen haben :-( (danach dann allerdings regelmäßig :-)). Ob ich einen solchen Aufwand meiner Frau noch einmal zumuten kann, bezweifle ich ... und wenn Du das kleine Gedicht gelesen hast, wirst Du verstehen, warum.
    mfg Ulrich
  • ConnieBu 24. Januar 2017, 11:44

    Deine Arbeiten und Ausführungen hier sind ja nun wahrlich nichts, was man "schnell im Vorbeigehen" betrachten sollte - und so habe ich mir auch sehr gerne jetzt in Ruhe die Fotos der letzten Zeit von dir angesehen ... habe gelesen, betrachtet, gestaunt und auch so manches Neue gelernt. Erst mal: Dank dafür.
    Da ich mich dem Thema Pilze und Flechten ja eher "poetisch" als wissenschaftlich nähere, kann ich bei den entstandenen Diskussionen keinesfalls mithalten und was das Fotografische angeht: auch hier bin ich spätestens beim Stacking ganz aussen vor :-), da es mir offenkundig an Geduld dazu mangeln würde.
    Einzig der Frage, ob man hier noch weitere Funde der neuen Art belegen sollte, muss hier ein eindeutiges, lautes, eifelanisches: NATÜÜÜRLICH!!! zu Papier oder auch Textfeld angebracht werden.
    Nichts wie hin!
    Du befindest dich zwar schon im "lichenologischen Adelsstand" für meine Begriffe, aber einer weiteren Ver.ewigung in der Fachwelt sollte nichts und niemand im Wege stehen. Die Flechten am Wegrand werden dir da bestätigend zunicken und eine gute Reise wünschen ... mal so poetisch betrachtet :-)
    Herzliche Grüße aus der Südeifel
    sendet Connie
  • sARTorio anna-dora 19. Januar 2017, 9:33

    Deine faszinierende Entdeckung mit der Beschreibung ist wirklich sehr interessant und lehrreich, Ulrich! Leider kann ich mich nicht anmelden, um den Tourismus von Nordzypern zu stärken...
    Danke fürs Zeigen und herzliche Grüsse. Anna-Dora
  • MykoPeter 18. Januar 2017, 16:53

    Hallo Ulrich! Einmal mehr bin ich von Deiner Darstellung absolut begeistert! Die weiße Schicht der Calcium-Oxalat-Kristalle und zugleich die orangeroten Apothecien derart sauber durchgezeichnet anzusehen, ist einfach umwerfend! Einen vergleichbaren Eindruck kann sonst nur der Blick durch das Binokular bieten. Der Traum, auch nur die häufigeren Flechten in solcher Qualität dargestellt zu bekommen, wird sich natürlich nie erfüllen lassen, obgleich so hoch aufgelöste Feinstruktur das sichere Bestimmen enorm fördern würde.
    Dein Hinweis auf eine sehr ähnliche, aber auf Basalt siedelnde Art vom Ätna lässt mir die Knie weich werden, denn schon die 'gewöhnlichen' heimischen Arten halbwegs sicher zu bestimmen erscheint nicht gerade einfach. Und fatalerweise nimmt der Wunsch, den richtigen Namen zu finden, mit der Schönheit des Objekts in beunruhigendem Maße zu.
    Mit dem Nachweis einer neuen Art steht aber der Schritt in den lichenologischen Adelsstand unmittelbar bevor, da kann's doch kein Halten mehr geben...
    Viele Grüße - Peter
  • Manfred Bartels 18. Januar 2017, 10:33

    Jetzt bist du so nah dran....du wirst doch nicht aufgeben...vielleicht wenn du dich ganz liebevoll im Sommer um die Tomaten kümmerst...
    Ist jedenfalls eine spannende Geschichte und dein Bild dazu ergänzt das sehr gut.
    Diese Flechte wird dich jetzt nicht mehr ruhen lassen...;-)
    LG Manfred
  • Ulrich Kirschbaum 17. Januar 2017, 22:09

    @Alle: Danke für Eure freundlichen Anmerkungen. Was das Weitersuchen betrifft, gibt es Schwierigkeiten mit meiner Finanzministerin: Sie hatte bereits der ersten Zypernreise nur unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass ich dort kein weiteres Flechtengebiet (neben Makaronesien) auftue :-(
    @Maria: Deine Frage hatte ich mir (und dem Schweden) ebenfalls gestellt. Er meinte, dass ein einzelner Fundort (obwohl mit vielen Exemplaren) nicht ausreiche. Das muss ich akzeptieren. Die Oxalatkristalle werde ich mir einmal unter dem Mikroskop anschauen, denke aber, dass dies zu weit von den Flechten wegführt.
    @Brigitte: Vor mir wäre auf jeden Fall meine Frau bei der Namensgebung dran: Sie hat über Jahrzehnte meine abseitige Marotte toleriert und hat immer dafür gesorgt, dass ich
    an keinem Felsen beim Flechtensammeln (wie schon viele andere) abgestürzt bin :-)
    @Uli: Facebook ist nicht meine Welt.
    mfg Ulrich
  • Marianne Schön 17. Januar 2017, 20:45

    Immer wieder sehr interessant und schön was es bei dir zu sehen gibt... die Aufnahme ist wunderbar und ich gratuliere dir zu diesem Fund ... ich hoffe du kannst noch mehr von diesen Flechten finden.
    NG Marianne
  • tiedau-fotos 17. Januar 2017, 19:55

    Unserern Glückwunsch zum Fund und der 1 A Aufnahme.
    Dann hoffen wir mal, dass Du noch weitere entdeckst.
    (übrigens habe ich (Uli) eine Flechtengruppe bei facebook gegründet (Flechtenwelt)
    liebe grüße Uli + Elke
  • Joachim Kretschmer 17. Januar 2017, 19:54

    . . also doch ein Lupi, ich gratuliere . . in Deiner Hand ist es bestimmt ein besonderer Gewinn. Ich wünsche viel Erfolg und bewundere die Ergebnisse des Spezialisten . . .
    Viele Grüße sendet Joachim.
  • bri-cecile 17. Januar 2017, 19:40

    Faszinierend und immer wieder bewundernswert, wie sich die Natur schützt!!!!!
    Ich drück dir die Daumen, dass du noch viele Stellen findest...aber dann lass diese Flechten auch nach DIR benennen!!!!!!!!!
    ;-))) LG brigitte
  • Maria J. 17. Januar 2017, 19:23

    Zuerst einmal meinen Glückwunsch zur Entdeckung dieser neuen Art …
    und einen zweiten Glückwunsch zu dem ausgezeichneten Foto.
    Die Flechtenwelt wird jubeln – sie ist um eine Flechte reicher geworden … ;-)
    Das neue Familienmitglied scheint nicht nur sehr schön,
    sondern auch sehr intelligent zu sein!
    Aber wieso in Gottes Namen reicht nicht ein einziges Exemplar?!
    Hat man die Befürchtung, dass du dieses heimlich in der Retorte gezüchtet haben könntest?
    Und nun sollst du schon wieder nach Zypern reisen?
    Warte noch ein Weilchen … dann kannst du vielleicht bald die ganze Insel durchforsten .. ;-)
    ( Morgen gibt es wieder eine Konferenz in Genf … ;-))
    Da ich Zypern schon kenne, brauche ich dich nicht zu begleiten.
    Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich dort damals keine einzige Flechte gesehen habe .. ;-)
    LG Maria
    PS.: Die Calzium-Oxalat-Kristalle sehen übrigens in der Vergrößerung auch sehr spannend aus.
    Könntest du nicht mal versuchen, auch sie noch deutlicher sichtbar zu machen?
    ;-))
  • Frank Moser 17. Januar 2017, 19:20

    Nicht nur das Bild, auch das, was Du schreibst, ist sehr interessant. Farblich sieht das Ganze natürlich fast spektakulär aus - der Name stimmt vollauf! Auch die Strukturen sind interessant.
    Glückwunsch zum Fund! Sicher muss man Dich nicht gegen Deinen Willen nach Zypern treiben - Du wirst ganz bestimmt mit Juhu dorthin fahren - ich wäre da gerne dabei, aber .. !

    Gruß,
    Frank.