Panorama: Hohenschönhausen - Vernehmerraum
Hier das interaktive 360 Grad Kugelpanorama (ES LOHNT SICH!!!):
http://www.digitalvisionen.de/panos/hohschoen1/
Dies ist einer von 120 Vernehmerräumen, die sich im Südflügel des Gefängnisneubaus befanden. Hier fanden die sich mitunter über Monate
hinziehenden, meist mehrstündigen Verhöre statt. Die Zimmer waren mit einem Aktenpanzerschrank, einem Bürostuhl, sowie einem Schreibtisch
mit Telefon und Schreibmaschine ausgestattet. In einem weiteren Schrank war eine Abhöranlage versteckt. In der Regel musste der Häftling auf
einem Hocker in der Ecke Platz nehmen, sodass er beim Öffnen der Tür nicht erkennen konnte, wer hinein schaute. Einen bequemen Sitzplatz in
der Nähe des Vernehmers durfte der Gefangene einnehmen, wenn er das Protokoll unterschrieb oder – als besondere Vergünstigung – einen Kaffee
angeboten bekam. Der Vernehmer entschied auch darüber, ob er die Vorhänge zuzog oder den Blick nach draußen frei lies, sodass der Häftling,
anders als in der Zelle, ein Stück Himmel sehen konnte. Zu Dienstbeginn begab sich der jeweilige „Untersuchungsführer“ in eines der Verhörzimmer
und ließ sich dann den Häftling zuführen. Ziel der Vernehmung war es, die Gefangenen zu belastenden Aussagen zu bewegen, die als Grundlage für
ihre Verurteilung dienen konnten. Dabei kam es gelegentlich auch zu körperlichen Übergriffen. Bei den Verhören konnten die Vernehmer
zunehmend auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen, die an der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdamm-Eiche gewonnen und dort
als „Operative Psychologie“ gelehrt wurden. Oft setzten die Vernehmer die Häftlinge mit der Androhung mehrjähriger Haftstrafen unter Druck oder
ließen sie durch „Zelleninformatoren“ aushorchen. Sie entschieden auch über Disziplinarstrafen und über die Gewährung von medizinischer
Betreuung, Hofgang, Besuch oder Schreib- und Lesemöglichkeiten. Wie das gesamte Haftregime waren die Aktivitäten der Vernehmer darauf
ausgerichtet, den Häftling in seiner Persönlichkeit zu destabilisieren und ihm ein Gefühl völliger Ohnmacht zu vermitteln,
um so seine Widerstandskraft zu zerbrechen.
Quelle: „Der verbotene Stadtteil“, Peter Erler, Hubertus Knabe (Jaron Verlag)
Weitere Informationen:
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
http://www.stiftung-hsh.de
http://www.digitalvisionen.de
http://www.royaloceanliner.com
Helmut Adler 9. November 2008, 18:06
Durch die gute Aufnahmetechnik wirkt es schon fast wieder freundlich, gelungen.LG Helmut