23.319 28

Harry Scherz


Premium (Basic), Ingelheim

letzte Fahrt

Der Königssee
Mit dem Boot in den Nationalpark Berchtesgaden
Es gibt keinen Weg. Die mächtigen Felsen der Berchtesgadener Alpen fallen fast senkrecht zum Ufer des Königssees hinab, der an seiner tiefsten Stelle 192 Meter misst. Wer die beeindruckende Naturkulisse rund um den bekanntesten Gebirgssee Bayerns entdecken möchte, muss das Boot nehmen – und wird das Echo hören.
Millionen Echos in mehr als 100 Jahren Elektroschifffahrt
Denn das ist obligatorisch und gehört zur Königsseeschifffahrt wie die leisen Elektromotoren, mit denen die Flotte ausgestattet ist. Dank Prinzregent Luitpold übrigens, der Angst hatte, dass das Rotwild in seinem Lieblings-Jagdrevier Reißaus nehmen könnte. Gegen die lauten Böllerschüsse, mit denen das Echo bis in die 1930er Jahre siebenmal von Wand zu Wand über den See geschickt wurde, hatte der Prinzregent nichts einzuwenden. Inzwischen ersetzte man den Böllerschuss durchs Flügelhorn, dessen Weisen einmal von der gegenüberliegenden Felswand zurückgeworfen werden. Und immer anders klingen. „Je nachdem, wer gerade bläst“, sagt Florian Hallinger, der für die Königsseeschifffahrt arbeitet wie auch schon sein Vater und sein Großvater. „Und wie das Wetter ist.“ Ein besonderes Vergnügen für Hallinger ist es, wenn er das Flügelhorn auf abendlichen Sonderfahrten blasen kann. „Das ist Romantik pur“, sagt der Berchtesgadener, der immer so lange wie möglich bläst, ohne dabei den Zeitplan zu gefährden.



Eine halbe Stunde dauert die Fahrt bis zur die Halbinsel St. Bartholomä, hinter der die ehrfurchtgebietende Watzmann-Ostwand aufragt. Neben der dem heiligen Bartholomäus gewidmeten barocken Wallfahrtskirche – mit ihren berühmten weinroten Zwiebeltürmen eines der weltweit meistfotografierten Motive – locken ein Abstecher ins königliche Jagdschloss, in dem heute eine typisch bayerische Gaststätte nebst Biergarten zum Verweilen einlädt oder zum Fischer vom Königssee, der Forellen, Saiblinge und Renken in der 400 Jahre alten Räucherkammer zu edlen Leckerbissen verwandelt. Man kann aber auch mit dem Nationalpark-Ranger in die seltene Tier- und Pflanzenwelt der Halbinsel vordringen.



In weiteren 20 Bootsminuten ist die Haltestelle Salet erreicht, das hintere Ende des acht Kilometer langen Königssees. Atemberaubend liegt hier der Obersee, der einst durch eine Moräne vom Königssee getrennt wurde. Vom seinem südlichen Ende sind es etwa 30 Gehminuten zum Röthbach-Wasserfall, dem höchsten seiner Art in Deutschland: Über 400 Meter stürzen die Wassermassen die Felsen hinab.

Kommentare 28