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Erinnerungen an die 151

Erinnerungen an die 151

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Erinnerungen an die 151

Als ich im Sommer 2008 auf der Baureihe 151 ausgebildet wurde war sie nicht unbedingt "mein Liebling". Es gab mehrere Faktoren, warum ich froh um jeden Tag war, an dem ich "sie" nicht fahren brauchte. Unter Anderem den bei den meisten Loks auf dem Boden fest verschraubten Lokführer-Stuhl, der es mir mit meinen knapp zwei Metern Größe nicht zuließ eine wirklich bequeme Sitzposition einzunehmen - sondern meist irgendwie schräg zur Fahrtrichtung. Ebenfalls nicht sonderlich beliebt: Loks, die im Sommer den ganzen Tag in der Sonne standen und nun für eine Zugleistung aufgerüstet werden mussten. Ein sprichwörtlicher Backofen, bei dem ich in manchen Nächten das Unterhemd durchschwitzte...

Und dann gab es diese eine Schicht an einem Sonntagmorgen, als ich noch in Frankfurt Ost stationiert war. Irgendwann zwischen 6 und 7 Uhr hatte ich einen kurzen, aber relativ schweren gemischten Güterzug von Mannheim nach Nürnberg mit einer 151 an der Spitze im durchgehenden Hauptgleis abgelöst. Der Fahrdienstleiter hatte bereits vorab zur Eile geboten, damit ich noch vor dem Nahverkehr Richtung Aschaffenburg rauskommen würde. Also streckte ich den Zug an und schaltete Stufe um Stufe auf.

Man muss wissen, dass die Baureihe 151 mit ihrem Gewicht von 118 Tonnen und über 8.500 PS auf sechs Achsen eine hohe Zugkraft von fast 400 kN entwickeln kann, womit sie ihre jüngeren (Drehstrom-) Schwestern in den Schatten stellt. So kam es, dass sie die rund 1600 Tonnen zzgl. eigenem Gewicht regelrecht spielend auf 100 km/h beschleunigte.

In der Nacht hatte es geschneit, so dass die Fahrt in den beginnenden Tag bereits zum Vergnügen wurde. Von Laufach bis Heigenbrücken wurde ich von einer weiteren 151 nachgeschoben, die Ortschaften lagen noch ruhig unterhalb der Bahntrasse und die gelblich-orange Straßenbeleuchtung verliehen diesen durch den Schnee eine weihnachtliche Stimmung. Die Heizung auf meiner Lok arbeitete gut und ließ mir diese Fahrt bis heute in bester Erinnerung bleiben. Damals machte ich "meinen Frieden" mit der 151...

In den letzten Jahren ist die Zahl der 151 bei der DB zurückgegangen, während sie sich bei privaten Eisenbahnunternehmen teilweise einer neuen Heimat erfreuen können. Meine Einsätze auf dem schweren Sechsachser sind jedoch seit 2017 erheblich weniger geworden. Und doch war die Fahrt im Juli 2017 mit der 151 046-0 eine Premiere: In Würzburg Zell hatte ich einen abgestellten Audi-Zug aufzurüsten und über die wenige Wochen vorher eröffnete "neue" Spessartrampe nach Gießen-Bergwald zu bringen. Kurz vor der Abfahrt entstand die obige Aufnahme.

Aufnahmedatum: Freitag, 21. Juli 2017 - 17:39 Uhr

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Weitere Aufnahmen der 151 aus meinem Archiv...

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Kommentare 3

  • makna 28. Mai 2019, 22:55

    Das ist's, was die Sechsachser ausmacht: Die hohe Zugkraft ... hier von Dir wieder einmal sehr anschaulich dargestellt - in Wort und (im Vgl. zur 1. Schilderung neuerem) Bild !!!

    Zum (neuerem) Bild und der angesprochenen Fahrt auf der neuen Spessart-Rampe ... ;-)

    Heigenbrücken (neu)
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    makna

    ... was war der alte Bahnhof Heigenbrücken doch für ein Idyll !!!

    BG Manfred
  • Basi70 28. Mai 2019, 22:53

    Mit Genuss lese ich Deine Geschichten. Immer wieder spannend.

    VG
    Michael