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Katrin Gems


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Aus dem Norden

Leider schimmelt er schon, den Apfel den wir auf dem Barkenhof in Worpswede vom Apfelbaum pflücken dürften, so dass er noch schnell aufs Bild musste. Der Baum steht auf der Terrasse, umgeben und geschützt von den Flügeln des berühmten Hauses, dass der Künstler Heinrich Vogeler aus einer Bauernkate zu einem Gebäude im Sinne des Jugendstils umformte. Vogeler galt als der deutsche Künstler des Jugendstils. Er war Maler, Architekt , entwarf Möbel und Gebrauchsgegenstände , gestaltete Innenräume, illustrierte Bücher, schrieb aber auch Gedichte. Schon der Jugendstil ist als Bewegung gegen die als schon früh auch als zerstörerisch empfundene Industrialisierung zu verstehen. Vogeler, der selbst aus wohlhabendem Haus stammte hatte aber auch ein soziales Gewissen und wandelte sich durch seine Erlebnisse im ersten Weltkrieg zum Pazifisten, ging 1931 schließlich in die Sowjetunion wo er 1941 nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht nach Kasachstan zwangsevakuiert wurde und 1942 starb. Sein Grab ist nicht bekannt. Als ich mit 16/17 Jahren die Malerei für mich entdeckte, fand ich Rilkes Buch über die Künstlerkolonie in Worpswede und "verliebte" mich besonders in Heinrich Vogeler und sein Werk. Sein trauriges Ende in Kasachstan berührte mich damals sehr und das tut es heute immer noch. Um so schöner war aber unser Besuch in Worpswede, das ich nun endlich, so lange Jahre später persönlich sehen konnte. Der Barkenhof liegt ein wenig abseits des Ortszentrums und war nicht ganz einfach zu finden. Wir waren auf der Suche nach ihm ab Hinweisschild zur "Käseglocke" vorbeigekommen, als wir eine ältere Dame im rot-weiß geringelten Kleid trafen, die mit einer zarten, noch nicht ausgewachsenen, weißen Katze spazierenging. Während die kleine Katze das Nachbargrundstück besuchte, zeigte uns ihr Frauchen den Weg zum Barkenhof, der vor dem Zaun eines Hauses entlang in den Wald führte. Im Umdrehen sahen wir noch die kleine Katze zu ihrer Besitzerin zurück laufen und mit ihr weitergehen. Sicher gibt es noch einen einfacheren Weg dorthin, aber gerade der Schleichweg durch den Wald an dem sehr warmen Tag hinunter zu einem Teich gefiel uns besonders. Rechts lag dann tatsächlich der Hof mit dem berühmten, markanten Giebel, den ich schon so lange kenne, davor der Garten, wie auf den Bildern von Vogeler. Das Haus beherbergt heute ein Museum, auf der Terrasse kann man Kaffee trinken. Und, wenn man nett fragt, auch einen Apfel pflücken.

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