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Imagination des Sakralen

Imagination des Sakralen

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Henryk Matuš


kostenloses Benutzerkonto, Cottbus

Imagination des Sakralen

Man muss nicht unbedingt zu den Frommen gehören, um sich Gedanken zu machen über die Zukunft von Gottes „Bodenstationen“. Verlust von historischer Bausubstanz würde auch Verlust unseres kulturellen Gedächtnisses bedeuten. Unsere kulturelle Mitte ginge verloren. Heute sind keine Visionäre mehr gefragt, um „Paläste Gottes“ zu bauen. Es gilt vielmehr, kreative Lösungen für die Rettung und Erhaltung unseres kulturellen Erbes zu finden.

Eine bemerkenswerte Ersatzlösung für abgebrochene Bausubstanz in Form einer Umkehrung -Blick zurück nach vorn -ist die „Imagination“ der Zisterzienser-Kloster-kirche von 1228 in Ihlow/Ostfriesland, Im Jahre 2008 vom dänischen Architektenbüro Wandkunsten aus Koppenhagen entworfen. Die Ihlower Klosterkirche war damals 68 Meter lang und 35 Meter breit. Das frühere Gewölbe hatte eine Höhe von 25 Metern. Als Folge von Reformation und Säkularisierung wurde die Kirche des Klosters 1529 zerstört.

Die Idee zur Kloster-Imagination entstand Ende der 90er Jahre. Man hatte da bereits den Grundriss der Kirche mit Ziegelsteinen nachgebaut. „Aber der Mensch ist haptisch geprägt. Um Raum zu erleben, muß er Raum fühlen, daher kam die Idee, anhand einer Stahlkonstruktion das Gewölbe des Chor- und Altarraumes der ehemaligen Kirche nachzubauen. Auch eine Aussichtsplattform wurde auf etwa dreißig Metern Höhe gestaltet, wo ehemalig der Dachreiter der Kirche war. Selbst die Mauern der Kirche wurden mit einem mit Pflanzen begrünten Metallgitter nachgebildet. Der Begriff Imagination ist durch den Verein der Klosterstätte Ihlow geprägt worden. „Damit soll ausgedrückt werden, daß es keine 1:1-Rekonstruktion ist, sondern eine Imagination –mit einem Ensemble von nachempfundenen Pfeilern und Gewölben in filigraner Stahlstruktur als „Zitat in reduziertem Materialkanon“, die ein
Gefühl für die Dimensionen des Raumes, sowie dessen Sakralität der abgerissenen Kirche vermitteln, als auch das Platz läßt für die Fantasie eines jeden Besuchers.

Die traditionsreiche Salzgitter AG lieferte 205 Tonnen Grobbleche aus eigener Produktion, dazu kamen noch 90 Tonnen Rundrohre, Hohlprofile und Stabstahl. Bei der Berechnung – unter anderem der Windlasten – konnte auf das Wissen ihrer Stiftungsprofessur an der Technischen Universität Braunschweig zurückgegriffen werden. Vor Ort wurde die Stahlskulptur von der Heinrich Rohlfing GmbH aus 32351 Stemwede-Niedermehnen aufgebaut.

Unter dem ehemaligen Altar der Kirche (Chorraum) entstand ein „Raum der Spurensuche“. Dort finden Gottesdienste statt, aber er ist auch für individuelle Meditation geöffnet.

Kommentare 2

  • Marianne Hüsch 24. Oktober 2012, 21:53

    KLASSE diese Präsentation
    TOP die Perspektive gewählt

    ein Interissanter Text dazu
    gefällt mir

    vielen Dank für die AM habe mich sehr darüber gefreut
    lg marianne
  • posaunenjo 24. Oktober 2012, 21:42

    tolles foto mit durchaus interessanten gedankengängen. die problematik stellt sich leider momentan an vielen orten. da ist ein solcher ansatz sehr ideenreich. gefällt mir.